Mein Prenzlauer Berg
Vom Arbeiterviertel zum Trendbezirk:
Hier wohne ich seit über 12 Jahren und es hat sich einiges verändert – nicht alles zum Guten ( Verdrängung von Ursprünglichem, mit der Sanierungswelle verbundene Mietsteigerungen… ). Trotzdem fühle ich mich hier immer noch sehr wohl. Das liegt auch an der für mich günstigen, zentralen Lage – zu Fuß nach Mitte oder Friedrichshain – kein Problem. Außerdem gefällt mir natürlich der Charme der vielen Altbauten!
Hätte mir einer vor dem Mauerfall gesagt, dass ich einmal hier wohnen werde, ich hätte es nicht geglaubt. Zumal ich zu der Zeit bereits einmal hier war.
Zu DDR-Zeiten lebten hier viele Künstler und Unangepasste. Seit meinem Entschluss nach Berlin zu ziehen war klar: der Prenzl Berg soll es sein.
Ich wohne taktisch sehr günstig zwischen dem Helmholzplatz und dem Kollwitzplatz, sowie zwischen der Prenzlauer Allee und der Schönhauser Allee. Hier findet man eine hohe Dichte an Galerien, Clubs, Bars und Restaurants. Ich bin hier also genau richtig.
Viele Straßennamen dokumentieren den antifaschistischen Widerstand. Ab 1933 wurde die Maschinenhalle des Wasserturms von der SA für Verhöre und Folterungen benutzt. Auf dem Gelände befand sich auch für einige Monate ein sogenanntes „Wildes KZ“. 1941 wurde die jüdische Schule auf der Rykestraße geschlossen. Wir befinden uns also in einer sehr geschichtsträchtigen Gegend.
Der Prenzlauer Berg war im 19. Jahrhundert der größte Windmühlenstandort Berlins und hat eine lange Tradition des Bierbrauens. Einst gab es hier 7 Brauereien. Die bekannteste ist die Schultheiss-Brauerei ( heute Kultur Brauerei ). Viele bauten die Gelände aus und die Biergartenkultur in Berlin begann. Sogar Wein wurde hier früher angebaut.
Ein guter Ausgangspunkt für eine Erkundung ist der U-Bahnhof Eberswalder Straße – ein typischer Berliner Hochbahnhof über der Erde. Ein möglicher Weg führt durch die Kastanienallee in Richtung Berlin-Mitte. Es lohnt sich auch ein Abstecher in die Oderbergerstraße. Geht man diese bis zum Ende durch kommt man zum Mauerpark. Hier kann man Mauerreste sehen, die durch Sprayer immer wieder neu gestaltet werden. Bei schönem Wetter und besonders am Sonntag, wenn dort der Trödelmarkt stattfindet, stößt man auf Menschenmassen aller Kulturen – Einheimische und Touristen. Viele Leute machen Musik und das absolute Highlight ist eine Karaoke-Show auf einer „Freilichtbühne“. Die Stimmung ist nicht zu toppen. Hab ich schon erwähnt, dass ich Trödelmärkte liebe und selten widerstehen kann etwas zu kaufen?
Von der Eberswalder kommt man auch schnell zum Gelände der Kulturbrauerei. Hier findet man das „Tourist Information Center“, Gastronomie, Kino, Clubs und Galerien. Im Kesselhaus finden Konzerte statt.
Nun ist es nur noch ein Katzensprung zum Kollwitz Platz und zum Wasserturm. Wenn man auf den Hügel am Wasserturm steigt, befindet man sich in einer kleinen schönen Oase. Donnerstags und Samstags gibt es am Kollwitz Platz einen Markt.
Vom Kollwitz Platz kommt man durch die Husemannstraße auf die Danzigerstraße. Wenn man diese überquert und durch die Dunckerstraße geht, gelangt man zum Helmholtz Platz. Alternativ macht man einen Spaziergang durch die Lychenerstraße, welche sich besonders Abends zum Ausgehen empfiehlt.
Ganz in der Nähe befindet sich die Stargarder Straße, eine geschäftige Kiezmeile mit der Gethsemanekirche ( 1891-1893 ). Vor dem Mauerfall war sie einer der wichtigsten Orte für die Oppositionsbewegung.
Essen und Trinken im Prenzlauer Berg:
Es gibt eine legendäre, riesige und vielfältige Auswahl an Cafés, Restaurants und Cocktailbars. Besonders die breiten Gehwege und Plätze in der Gründerzeitkulisse laden zum verweilen ein.
Im Sommer empfehle ich auch einen Besuch im Prater – einem der schönsten Biergärten in der Kastanienallee.
Die berühmte Berliner Currywurst gibt es ganz in der Nähe bei Konnopke direkt am U-Bahnhof Eberswalder Straße. Seit 1930 wird die Wurst nach einem Familienrezept zubereitet. Achtung – meist steht man in einer Riesenschlange.
Schön ist es auch, direkt im Haus eine Stammkneipe zu haben oder besser gesagt unser zweites Wohnzimmer: das Esquina ( Café Bar Restaurant ) an der Duncker- / Ecke Danzigerstraße. Auch wenn der Name darauf schließen lässt, handelt es sich nicht um ein spanisches Lokal. Hier genießen wir leckeren Café, auch mit Schuss, andere leckere Drinks und Cocktails, Bier – es gibt auch spanisches, leckere Pizzen, Pasta oder Fleischgerichte. Natürlich bekommen wir hier auch jeden möglichen Sonderwunsch erfüllt und genießen das persönliche und freundschaftliche Verhältnis zu den Chefs und dem Personal. Auf jeden Fall haben wir hier schon unzählige Stunden verbracht.
Weitere Empfehlungen:
- die Espressodiele Slörm auf der Danzigerstraße: Hier gibt es hervorragenden Café, leckere Shakes und Snacks und man kann in entspannter Atmosphäre Frühstücken. Besonders schön ist es, wenn man in der Sonne vor dem Laden sitzen kann.
Leider musste der Inhaber den Laden wegen dem Vermieter schließen! Ich bedaure das wirklich sehr! Sobald ein neues Ladengeschäft gefunden und eingerichtet wurde, werde ich es euch wissen lassen.
- das Tres Tapas: Ich als Spanien- und Tapas-Fan bin überglücklich, den für mich besten Tapas-Laden, direkt um die Ecke am Helmholtz Platz zu haben. Das Ambiente ist toll und das Essen super lecker und authentisch, nicht zuletzt durch das spanische Personal.
- Bar und Café Stadtkind ( Lychener Straße 39 ) – Fußball-Kneipe: Als Fortuna Düsseldorf in die 1. Bundesliga aufstieg, wurde sie für die Düsseldorfer zur Stammkneipe, sogar mit Altbier. Der Inhaber ist ein sehr netter Portugiese und ich freue mich über Sagres-Bier und Galao. Gemütlich ist der Laden auch.
- Krüger ( Lychener Straße 26 )
- August Fengler ( Lychener Straße 11 )
- June Bar ( Sredzkistraße 65 )
- Kaffeehaus SowohlAlsAuch ( Kollwitzstraße 88 )
http://www.tortenundkuchen.de/
Mein Lieblings-Club:
Bassy Club
Sehenswertes:
- Kulturbrauerei
- Prater
- Wasserturm
- Synagoge Rykestraße
- Mauerpark
- Gethsemanekirche
- Museumswohnung Dunckerstraße 77
- Museumsverbund Pankow
- Gelände Fröbelstraße 17
- Jüdischer Friedhof an der Schönhauser Allee
Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in meinen Kiez geben und vielleicht habt ihr ja Lust ihn mal zu besuchen.
Liebe Grüße
Nic
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